Magersucht ist eine Erkrankung, meistens von Mädchen und jungen Frauen, aber auch immer häufiger von Jungen und jungen Männern, bei denen das Selbstbild und Körperempfinden gestört ist und der Gewichtsverlust zum Inhalt des Denkens und Handelns wird.
Die Betroffenen empfinden sich „als zu dick“, auch wenn sie erhebliches Untergewicht aufweisen. Häufig ist Magersucht gepaart mit hohem Leistungsdenken. Ca. 0,5- 1% der Frauen zwischen 12 und 25 Jahren leiden an Magersucht.

Nach den offiziellen Richtlinien gelten folgende Charakteristika als wichtigste Diagnosekriterien:

  • zu niedriges Körpergewicht (weniger als 85% des Normalgewichtes bzw. Body-Mass-Index unter 17,5)
  • große Angst vor Gewichtszunahme
  • Körperbildstörung ( das Gewicht bestimmt den Selbstwert; die Krankheit wird verleugnet)
  • Ausbleiben der Menstruation

Magersucht beginnt oft mit einer Diät, die dann aber kein Ende mehr hat

Zwei Kilo abnehmen zu wollen, kann bei manchen – nicht bei allen!!! – die „Sucht“ nach immer weniger Kilos auslösen. Trotz Untergewicht haben Magersüchtige noch immer das Gefühl, zu dick zu sein. Die Betroffenen weigern sich, ihr altersgerechtes Normalgewicht zu erreichen. Sie essen immer weniger, wissen dafür umso genauer den Kaloriengehalt jedes Bissens, den sie zu sich nehmen. Trotz aller Diäten empfinden sie sich immer noch zu dick, und haben ständig das Gefühl, weiter abnehmen zu müssen.
Magersüchtige unterstützen ihre Diäten zum Teil mit Medikamenten (Appetitszügler, Abführmittel oder Entwässerungsmittel) oder führen selbst ein Erbrechen herbei. Sie ziehen sich immer mehr zurück, vermeiden es, an gemeinsamen Mahlzeiten teilzunehmen.

Die Krankheit wird von Freunden und Familie oft lange nicht wahrgenommen, da Magersüchtige sich oft überangepasst und unauffällig verhalten. Sie verstecken ihren abgemagerten Körper in zu großer Kleidung und fordern von sich sowohl geistige als auch sportliche Höchstleistungen ab, obwohl die Kraft des Körpers durch den Nahrungsmangel stetig nachlässt.

Die Folgen der Krankheit können sehr weitreichend sein und ein tödlicher Ausgang ist nicht selten

Die Krankheit führt zu schweren Entwicklungsstörungen in der Wachstumsphase. Der natürliche notwendige Gewichtsanstieg in der Wachstumsphase bleibt aus. Außerdem ist der Hormonhaushalt massiv gestört. Haarhausfall, trockene Haut, brüchige Nägel sind die Folge. Dies äußert sich weiterhin u.a. bei jungen Frauen durch das Ausbleiben der Regelblutung und bei jungen Männern durch Libido- und Potenzverlust.
Insgesamt reduzieren sich sämtliche Stoffwechselvorgänge auf ein Minimum. Zu weitere Folgeerscheinungen gehören häufiges Frieren und Frösteln durch ein Absinken der Körpertemperatur (Hypothermie). Müdigkeit, mangelnde Konzentration und Schwindelgefühle durch ein Absinken des Blutdrucks (Hypotonie) sind ebenso festzustellen wie eine Verlangsamung des Pulses.
Häufige Symptome sind außerdem Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung, Blähungen, Völlegefühl nach dem Essen. Wenn die Krankheit vor der Pubertät bereits einsetzt, können die lebensnotwendigen Entwicklungsphasen gehemmt und stark verzögert werden. Erst nach einer Behandlung können diese dann normal abgeschlossen werden.

Eine Magersucht ist immer ein Zeichen für sehr schwerwiegende psychische Probleme

Hinter dem Hungern steht oft die Angst vor dem Erwachsen- und Selbständigwerden. Der Sieg über den Hunger stellt oft ein Triumphgefühl dar und gibt den Betroffenen ein Gefühl von Macht über ihren Körper, wenn sie sich schon in anderen Lebensbereichen als machtlos erleben. Kalorienzählen wird zum Lebensinhalt und die Sorge der anderen wird von vielen als angenehm empfunden – endlich kümmert sich mal jemand um mich! Magersucht ist eine Krankheit, die unbedingt behandelt werden muss, da sonst die Gefahr besteht, dass sie chronisch wird und nicht mehr heilbar ist.